Zwischen Leben & Tod – mein Weg zur Begleitung
Ich bin eine, die blieb, als das Leben ging.
Hier erzähle ich, wie ich wurde, wer ich bin - und warum ich tue, was ich tue.
Von Kunst, Verlust und dem Leben mit dem Tod

Ich begleite Menschen in Zeiten des Verlusts – mit Kunst, Gesprächen, mit der Natur. Und mit einer Haltung, die den Tod nicht scheut.
Mit der Agentur des Todes untersuche ich die heiteren Aspekte des Todes. Mein Zugang ist unkonventionell – und gewachsen aus meiner eigenen Geschichte.
Vielleicht hat mein offenes Verhältnis zum Tod seine Wurzeln in der mexikanischen Kultur, aus der ich zur Hälfte stamme. Dort ist der Tod kein Tabu. Verstorbene haben ihren festen Platz im Alltag – man erinnert sich an sie beim Essen, beim Erzählen, beim Feiern, in Bildern, auf dem Hausaltar. Es gibt kein Ausweichen vor der Endlichkeit – sondern ein tiefes, lebensbejahendes Miteinander von Tod und Leben.
Der Tod begleitet mich seit langem auch in meiner künstlerischen Arbeit. Doch irgendwann – nach meinem 40. Geburtstag – wurde mir meine eigene Endlichkeit bewusster. Das Altern, der Abschied, das Vergehen: sie rückten näher.
Ich habe in jungen Jahren Gärtnerin gelernt – ein Garten gehörte immer zu meinem Leben. Doch nach dem Tod meines Mannes Martin, 2019, wurde die Gartenarbeit zu etwas Neuem. Wir waren 24 Jahre ein Paar, ich begleitete ihn durch vierzehn Monate zwischen Diagnose und Abschied. Wir sprachen viel über das Sterben, über seine Urne, sein Leidzirkular, seine Abschiedsfeier. Wir haben alles gemeinsam geplant – in aller Klarheit, in aller Liebe.
In jenem Frühjahr, nach seinem Tod, fand ich Trost in der Erde. Ich säte, grub, beobachtete. Das Wachsen, das Vergehen, das Wiederkommen – all das spiegelte auf stille Weise das, was in mir vorging. Die Gartenarbeit wurde zu einem Raum der Erinnerung, der Wandlung, der leisen Hoffnung.
Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie heilsam es sein kann, sich dem Tod zuzuwenden – statt ihn zu verdrängen. Ich frage mich oft, warum es uns so schwerfällt, darüber zu sprechen. Dabei verbindet uns nichts so sehr wie dieses Thema.
Es ist das Einzige, was wir alle gemeinsam haben.